Der Bewegungsapparat und seine Komponenten

Die drei Säulen des Bewegungsapparates sind Knochen, Muskeln und das Bindegewebe:

• Die Knochen dienen als Stabilisatoren und Formgeber. Sie brauchen vor allem Kalzium, um ein starkes Gerüst zu sein.
• Die Muskeln fungieren als aktive Beweger. Um kraftvolle Arbeit zu leisten, werden in erster Linie verschiedene Mineralien, Eiweiße und Kohlenhydrate benötigt.
• Das Bindegewebe des Bewegungsapparates ist ein komplexes System aus Bändern, Sehnen, Membranen und Faszien. Dieses System koordiniert die Bewegungsfunktionen und bindet sie in die Bewegungsabläufe ein; für Elastizität und Festigkeit sorgen Elastin und Kollagen.

Das Bindegewebe und seine mechanischen Funktionen

Dies sind nur einige der Aufgaben des Bindegewebes, die sich auf die Bedeutung für unsere Bewegung beschränken:

• Die Bänder verbinden zwei, manchmal auch drei Knochen und lassen daraus ein Gelenk entstehen.
• Die Sehnen geben den Muskeln den Kraftzug, um unseren Körper sekündlich mit und gegen die Schwerkraft zu bewegen.
• Die Membranen verleihen der unteren und oberen Extremität die benötigte Rotationskraft.
• Die Faszien bilden die Hülle für Muskelmasse und Muskelgruppen des Bewegungsapparats.

Bindegewebserkrankungen und ihre Ursachen

Es gibt über 200 verschiedene Arten von Bindegewebserkrankungen. Oft ist die Ursache nicht bekannt:

• Bei der Bindegewebserkrankung kann eine genetisch bedingte Kollagensynthese-Störung vorliegen, welche den Bewegungsapparat, die Organe und die Haut betrifft.
• Grundsätzlich kann die Bindegewebserkrankung genetische Ursachen haben oder sie kann durch Faktoren wie Ernährung/Umwelt erworben sein.

Bindegewebsschwäche/-störung und ihre Symptome

• Die Bindegewebsschwäche/-störung ist eine komplexe Diagnose mit Auswirkungen auf alle Bänder, Sehnen, Faszien und Membranen des Bewegungsapparates:
• Das Bindegewebe ist schlaff und schlapp, das macht Sehnen, Bänder, Membranen und Faszien überlang und unelastisch.
• Die Gelenke sind überbeweglich, bedingt durch zu lange Bänder, machen Knack-Geräusche, schlimmstenfalls verstauchen oder luxieren sie.
• Die Kraft, den Körper zu bewegen, ist vermindert. Die Muskeln haben – durch zu lange Sehnen – zu wenig Kraftzug, sie ermüden schnell und schmerzen, oft ein chronischer Befund.
• Die Faszien und Membranen können ebenfalls nicht ihre volle Arbeit leisten, sind kaum in der Lage, den Bewegungsapparat zu unterstützen.

Typische Bindegewebserkrankungen

• Bindegewebsschwäche
• Hypermobilitätssyndrom HMS
• Ehlers-Danlos-Syndrom EDS
• Marfan-Syndrom
• Osteogenesis Imperfecta
• Rheumatoide Arthritis RA
• Polymyalgia Rheumatica PMR
• Systemischer Lupus Erythematodes (SLE)

Typische Symptome der Bindegewebserkrankungen

• Verstauchung, Subluxation und Luxation von Gelenken, oft chronisch
• Gleitwirbel, Kyphosen, Skoliosen und HWS-Syndrome
• Iliosakralgelenk-Schmerzen
• Muskelschwäche (Muskeln schmerzen oft chronisch)
• Fatigue – Müdigkeit, Erschöpfung
• X und O-Beine, Plattfüße, Hüftarthrose
• Gelenkschmerzen, oft chronisch
• Fußschmerzen nach längerem Gehen und Stehen
• Finger–, Hand- und Handgelenksschmerzen beim Schreiben

 

Ganzheitlicher Ansatz für individuelle Hilfe

Zum Muskelkomplex (MK) zähle ich grundsätzlich die Muskeln und das Bindegewebe, welche unseren Bewegungsapparat mechanisch bewegen.

Die von mir entwickelte MK-Behandlung umfasst ein ganzheitliches Hilfsmittel-System auf dieser Basis. Die Wirkungsweise der Hilfsmittel ist jeweils dem unterschiedlichen Muskelkomplex sowie der geschlechtsspezifischen Mechanik von Frauen und Männern angepasst

Die Hilfsmittel MK-Einlagen und MK-Sitzkissen bilden in ihrer Summe eine Einheit, um die (infolge des nicht funktionierenden Bindegewebes) geschwächte Muskelkraft wieder herzustellen.

Frauenspezifische Hilfsmittel 

Frauen und Männer haben mechanisch geschlechtsspezifische Bewegungskomponenten!

• Das Becken der Frau ist flacher gestaltet, um ein Kind gebären zu können. Das bedingt, dass Knochen in Gelenken einen geschlechtsspezifischen Gelenkwinkel bilden.
• Die absolute Muskelkraft variiert aufgrund der eingelagerten Fettgewebe zwischen den Geschlechtern. Relativ kann der Muskelquerschnitt von Männern 20% größer sein als der von Frauen. Frauen steht somit weniger Muskelkraft zur Verfügung.
• Das Bindegewebe bei Männern ist dichter und geflechtartig. Bei Frauen ist es wiederum dehnbar und mit Zwischenräumen versehen, es kann leichter Wasser und Fett ansammeln und ist weniger fest.

Es ist also die Gesamtheit der drei Komponenten des Bewegungsapparates (Knochen, Muskeln, Bindegewebe) bei Frauen anders als bei Männern. Darum ist es nötig, auf diese geschlechtsspezifischen Merkmale einzugehen. Hilfsmittel wie Einlagen, Prothesen, Orthesen u.a. sollten auch auf die mechanischen und biomechanischen Verhältnisse und Bedürfnisse von Frauen abgestimmt werden.

Historisch gesehen sind von Männern Hilfsmittel für Männer gebaut worden, welche die männliche Biomechanik berücksichtigen. Frauen finden bis heute hier nicht statt!

Wer ist Kristin Stahl?

 

 

 

 

Erst handwerklich in Sachen Treppen, Türen, Fenster als Bauschreinerin unterwegs, um dann Orthopädietechnische Meisterin im zweiten Beruf zu erlernen. Die Mechanik immer im Auge, fiel mir schon früh auf, dass Frauen anders eine Treppe hinunter- bzw. hinaufgehen. Und natürlich erst recht, wenn sie dazu auf eine Prothese angewiesen sind. Es gab und gibt immer schon Unterschiede. Nur: Wir Frauen wurden und werden bei der Mechanik nicht berücksichtigt!

Zudem fiel mir immer auf, dass die Orthopädie-Technik an Grenzen des Machbaren stößt, wenn es z.B. darum geht, einen Hohl- oder Plattfuß auf das Maß eines normalen Fußes zu korrigieren.

Das hat mich bewogen, Forschungen zu betreiben. So lernte ich die Mechanik des menschlichen Körpers (m/w/d) und den Einfluss der Schwerkraft auf den Bewegungsapparat kennen und entwickelte daraufhin die passenden Hilfsmittel.

Es ist faszinierend, wie der Mensch durch geschlechterspezifisches Wissen und Handeln körperliche Beeinträchtigungen ausgleichen kann, um mit weniger Einschränkungen freier leben zu können.

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